Wandel

Mut zum Wandel

Vor kurzem habe ich ein 3-tägiges Projektmanagementtraining in der Schweiz gegeben. Das sehr praxisorientierte Training mit vielen Übungen hat wieder einmal viel Spaß gemacht. Auch die Teilnehmer waren hochzufrieden und gaben beste Rückmeldungen.

Allerdings beschäftigte mich immer wieder eine Aussage eines Teilnehmers zum Thema Wandel von Arbeitsgewohnheiten, die sinngemäß so lautet:

„Es ist aussichtslos, diese neue Methode in meiner Abteilung anzuwenden. Dafür hat keiner Zeit!“ 

Meine Frage dazu: Was hat sich die vorgesetzte Führungskraft wohl davon versprochen, als sie den Antrag zur Teilnahme an der Weiterbildung unterschrieben und bezahlt hat?

  • Weiterbildung als reine Motivationsspritze?
  • Weitebildung als gute Gelegenheit, um Budget zu verbraten?

Wohl kaum! Aber folgende Überlegungen der Führungskraft sind realistisch:

  • Gut, dass der Mitarbeiter auf diese Weiterbildung geht. Hoffentlich findet er dadurch einen eigenen Weg, Projekte zuverlässiger, berechenbarer und erfolgreicher durchzuführen als bisher.
  • Hoffentlich hat mein Mitarbeiter nach dem Training den Mumm, unseren Laden mal ein bisschen auf Trab zu bringen. Ich glaube, das könnten wir alle gut gebrauchen.
  • Ich verspreche mir von meinem Mitarbeiter, dass er die erlernten Erkenntnisse gezielt anwendet. Ich würde mich freuen, wenn ich über diesen Weg mal wieder eine Auffrischung meines Wissens erhalte und mir einen Sparringspartner in Projektfragen heranziehen kann.
  • Ich habe ganz schön Druck durch die Geschäftsleitung, Projekte rechtzeitig und innerhalb des Budgets über die Bühne zu bringen. Die letzten waren nicht so erfolgreich. Hoffentlich macht sich das Training bezahlt und wir können von den Leistungen des Mitarbeiters profitieren.
  • Hoffentlich erkennen meine eigenen Vorgesetzten, dass ich mich um die Förderung meiner Mitarbeiter kümmere und damit helfe, das Unternehmen weiterzubringen.

Meine Überlegungen habe ich dem Teilnehmer gegenüber erwähnt. Wie klingen sie? Zu schön, um wahr zu sein?

„Es ist aussichtslos, diese neue Methode in meiner Abteilung anzuwenden. Dafür hat keiner Zeit! Die schauen mich dann an, wie eine Kuh, wenn’s blitzt.“

Mir fiel die Körpersprache des Teilnehmers auf. Sie war von Mutlosigkeit und Resignation geprägt. Seine Mimik war ein einziger fragender Blick. Selbstzweifel schwangen mit. — Daher habe ich einige Gedanken zum Thema Wandel geäußert:

  • Jeder von uns hat jeden Tag die Chance, für sich und sein Leben neu zu entscheiden. Sicherlich braucht man für manche Entscheidungen Mut, z.B. Mut zum Wandel. Bei der Einführung einer neuen Methode geht es aber nicht um ein hohes Risiko, sondern um ein Experiment.
  • Viel wichtiger noch als Mut zum Wandel ist die Neugier Neues auszuprobieren, um Erfahrungen zu sammeln und persönlich zu wachsen. Das sollte sich niemand nehmen lassen. Und was kann man dabei schon verlieren? Den Job sicherlich nicht.
  • Es ist Ihr Leben! Nutzen Sie es und probieren Sie Neues aus! Was wird man sich am Ende eines Arbeitsverhältnisses u.U. selbst vorwerfen, wenn man Chancen hat verstreichen lassen? Selbstvorwürfe?

Man sollte Chancen, die das (Arbeits-)Leben bietet, selbstbestimmt nutzen und Freiräume mit der persönlichen Note ausgestalten. Denn nicht immer erhalten wir die Gelegenheit, dem Wandel einen persönlichen Stempel aufdrücken zu können.

Und was die Kollegen angeht:

  • Vielleicht schauen Kollegen nicht „wie eine Kuh, wenn’s blitzt“, weil sie die Änderung nicht wollen. Wahrscheinlich schauen sie nur deswegen so, weil die Methode unbekannt und ungewohnt ist und weil die Veränderung überrascht.
  • Vielleicht freuen sich Kollegen aber auch, weil endlich jemand den Mut zum Wandel besitzt und wagt, ausgetretene Pfade zu verlassen und sich professionell zu profilieren.
  • Vielleicht aber freuen sich die Kollegen, weil sie mitgerissen werden und selbst ins persönliche Wachstum kommen. Es wäre jedenfalls zu wünschen.
Mut zum Wandel

 Also: Mut zum Wandel!

Liebe Leserinnen und Leser, Sie haben sicherlich Ihre eigenen Erfahrungen mit Neuerungen, Innovationen und Wandel gemacht, wenn’s geheißen hat: „Das haben wir schon immer so gemacht. Das wird sich nie ändern.“ Wenn Sie mögen, können Sie Ihre Anekdote hier schildern und uns mitteilen, was Sie erlebt haben. Wir freuen uns auf Ihren Beitrag.

Sven Löbel
+49 7452 8444002