Erstellung der Wissensbilanz
Die Wissensbilanz ist DAS Instrument zur Analyse und Ausrichtung wirksamer Beziehungsarbeit für vitale Unternehmen
Wirksame Beziehungsarbeit hört sich für viele Führungskräfte und Mitarbeiter nach ziemlich seichtem Terrain an. Das dem nicht so ist, wird deutlich, wenn man sich genau anschaut, was sich hinter diesem Begriff verbirgt. Das habe ich bereits mit vielen Artikeln hier im Blog getan.
Deswegen werde ich nun die Perspektive ändern und aus einem ganz anderen Blickwinkel auf Unternehmen schauen: aus dem Blickwinkel einer unternehmerischen Bilanz — der Wissensbilanz. Sie ist systematisch strukturiert und arbeitet nach wissenschaftlichen Methoden. Sie passt in die grüne Welt. Der hier gewählte Ansatz richtet sich nach dem Modell „Wissensbilanz – Made in Germany“, das auf die Bedürfnisse des Mittelstands angepasst ist.
Bisher wird ganz selbstverständlich einmal im Jahr eine Bilanz im Unternehmen gezogen. Es ist eine Bilanz des finanziell bewerteten Kapitals und des Vermögens, die beide gegenüber gestellt werden. Es ist eine Rückschau auf das, was in der Vergangenheit erwirtschaftet wurde. Der Blickwinkel eines Buchhalters aus der blauen Welt. So weit so gut.
Zur Führung eines Unternehmens reicht die klassische Bilanz nicht aus.
Wer einmal Buchhaltern und Controllern im Unternehmen das Ruder überlassen hat weiß, dasswichtige Chancen nicht ergriffen werden, weil sie u.U. zu viel Kosten oder zu wenig Ertrag bringen. Das jedoch ist nicht das, was echtes Unternehmertum ausmacht. Unternehmer zeichnen sich dadurch aus, dass sie
- etwas gestalten wollen
- dafür bereits sind, ein Wagnis (Risiko) einzugehen, was unter dem Begriff Effectuation wunderbar treffend und wissenschaftlich fundiert beschrieben wird
- Bedürfnisse durch ein adäquates Angebot befriedigen wollen
- damit natürlich auch Geld für sich und andere Beteiligte verdienen wollen. Es muss sich rechnen. Gewinnmaximierung dagegen ist oft nicht das Ziel!
- sich damit mehr oder weniger stark sozial engagieren
Exkurs: Die Prinzipien von Effectuation
Einstellung gegenüber der Zukunft
Die Zukunft (das Ergebnis von Co-Kreation) ist nicht vorhersehbar und kann durch Vereinbarungen zwischen autonomen Akteuren gestaltet werden.Basis für das Handeln ist Mittelorientierung
Die jeweils verfügbaren Mittel (wer ich bin, was ich weiß und wen ich kenne) bestimmen, welche (veränderlichen) Ziele angestrebt werden, und nicht die Ziele (und nicht umgekehrt!).Einstellung gegenüber Risiko und Ressourcen-Einsatz
Der individuell leistbare Verlust bzw. Einsatz (nicht der erwartete Ertrag!) bestimmen, welche Gelegenheiten wahrgenommen werden bzw. welche Schritte in einem Vorhaben tatsächlich gesetzt werden.Einstellung gegenüber Anderen
Eingehen von Partnerschaften mit denen, die bereit sind, unter Ungewissheit verbindliche Vereinbarungen einzugehen und eigene Mittel zur Kreation der Gelegenheit beizutragen.Einstellung gegenüber dem Unerwarteten
Überraschungen, Zufälle und Umstände können als Hebel genutzt und in Innovation und unternehmerische Gelegenheiten transformiert werden.
Unternehmerische Wesensmerkmale der Wissensbilanz
Die Wissensbilanz greift nicht nur viele der Effectuation-Prinzipien auf, sondern eignet sich besonders gut zur Erfassung aller Aspekte Wirksamer Beziehungsarbeit für vital Unternehmen:
1. Die Wissensbilanz fokussiert auf das intellektuelle Kapital aller beteiligten Personen (immateriell), das Zukunft gestalten kann. Es ist ein unternehmerischer Blick in eine mögliche Zukunft, der die finanzielle Rückschau ergänzt.
2. Die Erstellung der Wissensbilanz ermöglicht die Darstellung komplexester Zusammenhänge, ohne fahrlässig zu simplifizieren. Die Wissensbilanz wird damit — endlich — der heutigen Komplexität wirtschaftlichen Handelns gerecht.
3. Aus dem Blick auf diese Komplexität eröffnen sich Potenziale, die allerdings nicht sofort gehoben werden können. Aber die Wissensbilanz gibt nach Stärke der Hebelkraft sortierte Ansatzpunkte, um Maßnahmen abzuleiten, die der Komplexität gerecht werden. Gelingt die Umsetzung der Maßnahmen wird intellektuelles Kapital zu intellektuellem Vermögen. Diesen Vorteil bieten klassische Bilanzen nicht.
4. Die Erstellung der Wissensbilanz bindet alle Personen ein, die am zu bilanzierenden Wertschöpfungsprozess beteiligt sind. Damit wird die Wissensbilanz der Dynamik gerecht, die durch das Zusammenwirken vieler (emotionaler) Menschen und die damit verursachten Überraschungen entsteht. Es kommt zu einem sehr intensiven Informationsaustausch und der Verknüpfung von Wissen, das in unternehmerischen Handlungen so noch nicht berücksichtigt werden konnte. Klassische Bilanzen können Dynamik nicht abbilden!
5. Die Erstellung der Wissensbilanz ist ein sozialer Prozess, der einen Ansatz bietet, Dynamik zielorientiert zu kanalisieren. Allein dieser Prozess ist ein Gewinn! Hier wird sehr intensiv professionelle Beziehungsarbeit geleistet — nämlich unter Kollegen, die an einem Wertschöpfungsprozess arbeiten und darauf angewiesen sind, die Bedürfnisse ihrer Kollegen zu verstehen. Die Erstellung der Wissensbilanz fördert zielgerichtet professionelle Kommunikation.
Der Wert Ihres Unternehmens besteht nicht nur aus finanziellen Werten wie Anlage und Umlaufvermögen, sondern selbstverständlich auch aus immateriellen Werten, z.B. speziellem Wissen, speziellen Marktzugängen, einmaligen Netzwerken und Beziehungen, Wettbewerbsvorteilen, Innovationskraft usw. Jeder Unternehmer, der schon einmal ein Unternehmen verkauft hat, wird es sofort verstehen: Es blutet einem das Herz, wenn das Unternehmen nur nach traditionellen Methoden bewertet wird. Bei Unternehmensübergaben kann die Wissensbilanz hilfreich sein, dem Nachfolger mehr Transparenz über das Unternehmen zu gewähren. In Verhandlungen mit Banken und Geldgebern können Sie besser argumentieren, warum Ihr Unternehmen und Ihre Vorhaben unterstützungswürdig sind. Es lassen sich mit Geschick bessere Konditionen aushandeln.
Bestandteile der Wissensbilanz
Im deutschsprachigen Raum weit verbreitetet ist die Unterscheidung zwischen immateriellem Human-, Struktur-, und Beziehungskapital. Sie umfassen — wie bereits erwähnt — viele Elemente Wirksamer Beziehungsarbeit:
- Humankapital
Darstellung des Wissens und der Fähigkeiten der Mitarbeiter, welche im unternehmerischen Umfeld zur Anwendung kommen, z.B. Fach- und Methodenkompetenz, Aktivitäts- und Handlungskompetenz, sozial-kommunikative Kompetenz, Fähigkeit zur Selbstorganisation, -motivation und Reflexion, Führungskompetenz (persönlich und organisational) und damit (zusammengefasst) Kompetenzen der Beziehungsarbeit für vitale Unternehmen, etc. - Beziehungskapital
Darstellung der Bindung zu nationalen und internationalen Kunden, Geschäftspartnern, Lieferanten, Investoren, Forschungseinrichtungen, Behörden, Verbänden, zur Öffentlichkeit etc. in Form von Öffentlichkeitsarbeit, allen Arten von Kooperationen, vertraglichen Bindungen, Beziehungsqualität etc. - Strukturkapital
Darstellung der Organisations- und Kommunikationsstruktur sowie der technischen Infrastruktur, z.B. Führungsinstrumente, Führungsprozesse, Führungsmethoden, Unternehmens-, Kommunikations- und Lernkultur, Lern-Infrastruktur, Informationssysteme- und -technik, dokumentiertes Wissen, Innovationsprozesse, interne Kooperation etc.
Zwei Kreisläufe existieren:
- Eine gezielte Verwandlung von Wissen in Können
Die 3 immateriellen Kapitalarten werden in den Wertschöpfungsprozess eingebracht und über Wissensarbeit und Wissensmanagement immer wieder aufbereitetet, bewertet, neu konfektioniert, angewendet und schließlich das daraus erworbene Wissen wiederum diesem Kreislauf zugeführt. Die Erstellung der Wissensbilanz sorgt für die Bewertung und Ableitung von korrigierenden Maßnahmen zur verbesserten Anwendung. Es geht um die Feststellung, wie mit Wissen umgegangen wird und ob aus Kapital Vermögen wird. - Die gezielte Anpassung von Vision, Zielen, Strategie und Kapital
Der zweite Kreislauf stellt fest, ob das, was im Unternehmen umgesetzt wird, dem erwünschten Unternehmenserfolg ausreichend dient. Der Geschäftserfolg wird mit Vision, Zielen und der Strategie (die auch eingesetzte Kapitalarten berücksichtigt) abgeglichen. Gegebenenfalls sind Anpassungen notwendig.
Aufwand und Nutzen der Wissensbilanz
Der Aufwand für die Erstellung der Wissensbilanz hängt vom Umfang der zu bewertenden Wertschöpfungsprozesse ab. Sie benötigen 3 bis 5 Workshop-Tage mit bis zu 12 Personen, die in einem Zeitraum von 4 bis 12 Wochen stattfinden sollten.
Alle nachfolgenden Wissensbilanzen können mit erheblich reduziertem Aufwand von 1 bis 2 Workshops in wesentlich kürzerer aktualisiert werden — aufbauend auf der vorherigen. Über die Aktualisierung Ihrer Wissensbilanz hält ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess (KVP) für Ihre Wertschöpfungsprozesse und die Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens Einzug.
Geht mit der Erstellung der Wissensbilanz zusätzlicher Aufwand für die Unternehmensführung einher? Es kommt darauf an, wie professionell Sie Ihr Unternehmen bereits führen.
- Nutzen Sie bereits heute Zeiträume zur Planung wie z.B. eine Planungswoche oder Klausurtagung und verfügen Sie bereits über bewährte Planungsinstrumente und ein angemessenes Controlling, werden Sie kaum zusätzlichen Aufwand haben. Sie können viele dieser Arbeitsergebnisse einfließen lassen.
- Ist Planung und Organisation und damit die einhergehende diffizile Kommunikation und Abstimmung unter Führungskräften für Ihr Unternehmen ungewohnt, so wird es aufwändiger. Allerdings haben Sie mit der Methode der Wissensbilanz dann ein sehr gut strukturiertes Vorgehen, weil die dazu verfügbare kostenlose Software und das kostenlose Handbuch Ihnen eine sehr gute Anleitung gibt. Materialkosten entstehen also nicht.
Dem zeitlichen Aufwand für Kommunikation und Abstimmung zwischen Führungskräften und Mitarbeitern, die an der Bilanzerstellung beteiligt werden, steht natürlich Leistung in Form von Erkenntnissen gegenüber, die Wertschöpfung und Geschäftserfolg wesentlich und nachhaltig verbessern — ein gutes Verhältnis von Aufwand und Nutzen.
Wie wir Sie unterstützen können
Glücklicherweise gibt es heute bereits eine sehr gute technische Unterstützung zur Erstellung der Wissensbilanz: Literatur, erfolgreiche Beispiele, aktueller Leitfaden, aktuelle Tool-Box (Software) u.v.m. Das alles stelle ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Allerdings ist es vorteilhaft, einen erfahrenen Moderator hinzuzuziehen. Denn alle an der Erstellung der Wissensbilanz beteiligten Personen setzen sich intensiv mit den unternehmensrelevanten Inhalten auseinander und haben kaum Möglichkeit,
- wichtige Diskussionen über Details immer wieder auf den richtigen Pfad zu führen
- wichtige Gesprächsbeiträge nebenbei zu protokollieren
- eine unparteiische Position zu bewahren
- und die Software zu bedienen
Über die erste Moderation lernen Teilnehmer die zur Verfügung gestellte Software und das dazu passende Handbuch kennen und beides zu beherrschen, so dass die zweite Erstellung der Wissensbilanz (und folgende) selbständig erfolgen kann. Ich stehe meinen Kunden aber für die Unterstützung des Prozesses auf Wunsch gerne zur Verfügung.
Sie haben Fragen oder wissen nicht, ob die Erstellung der Wissensbilanz für Sie überhaupt das richtige ist?
Rufen Sie mich an. Ich berate Sie kostenlos in einem telefonisch Erstgespräch. Auf Wunsch komme ich auch gerne zu Ihnen ins Unternehmen.
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